Bamberg-Ost entwickelte sich im 19. Jahrhundert wesentlich als Ansiedlung für die andernorts im Stadtraum kaum Platz findende Industrie. Dieser Stadtteil hat inzwischen schon viele Verluste dieser Gründungssubstanz hinnehmen müssen, wie etwa die Hofbräu, die trotz ihres imposanten Erscheinungsbilds nicht erhalten wurde. Umso mehr freut sich die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg, dass nun ein oft übersehener Schatz erhalten bleiben wird: Die „Villa Hornauer“ in der Hartmannstraße.
Die Unterschutzstellung ist deshalb so wichtig, weil der überarbeitungswürdige Bebauungsplan an dieser Stelle die Möglichkeit einer mehrgeschossigen Neubebauung vorsah. Wohin derartig veraltete Planungsgrundlagen im schlimmsten Fall führen, kann man in unmittelbarer Nähe betrachten: Entlang der Starkenfeldstraße entsteht ein seelenloser Komplex, der einmal mehr vor allem der größtmöglichen Ausnutzung der Baugrenzen folgt, aber kaum gestalterischen Ansprüchen.
Vor über 100 Jahren war dies noch anders. Im Jahr 1895 entwickelte sich aus einem reinen Vertrieb die „Lack- und Farbenfabrik“ von Hans Hornauer. Wie damals üblich, wurde der villenartige Kontorbau in direkter Nachbarschaft der Fabrik geplant. Hornauer beauftragte 1913 den renommierten Architekten Gustav Haeberle (1853-1930) mit dem Entwurf des Direktoren- und Kontorhauses. Haeberle hatte sich schon längst einen Namen als Architekt gemacht. Mit der Mälzerei Weyermann, dem historistischen Palas der Altenburg und vielen weiteren Schöpfungen hatte er unter Beweis gestellt, wie meisterlich er es verstand, mit großer Liebe zum Detail Gesamterscheinungen zu schaffen, in denen von der Dachform bis zur Türklinke alles zusammenpasste.
Dr. Karin Dengler-Schreiber, ehemalige Stadtheimatpflegerin und Weltkulturerbemanagerin, heute stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Landesdenkmalrats, stellt fest: „Allein der Gedanke, einen Haeberle-Bau abzubrechen, sollte in einer Stadt wie Bamberg unmöglich sein.“
Die Schutzgemeinschaft Alt Bamberg dankt dem Landesamt für Denkmalpflege, dass es mit der Neueintragung dieser Bedeutung der Villa Hornauer und der Lebensleistung von Gustav Haeberle eindrucksvoll Rechnung trägt.