Bambergs historische Altstadt (Welterbe und Stadtdenkmal), aber auch die außerhalb dieser Grenzen liegenden Stadtteile haben einen solchen übergeordneten Leitplan dringend nötig. Wer aufmerksam die Freiräume unserer Stadt betrachtet, muss mit Bedauern feststellen, dass sich der öffentliche Raum vielerorts als Sammelsurium der unterschiedlichsten Elemente darstellt, die keinem Konzept unterliegen und daher einfach nur als „additiv gesetzt“ bezeichnet werden müssen. Bänke, Denkmäler, Kunstwerke, Schaltkästen, Werbeflächen, Abgrenzungen zwischen den unterschiedlichen Verkehrsflächen und solche zwischen Verkehrs- und Rasen- bzw. Pflanzflächen, Fahrradabstellplätze usw. entstehen nach tatsächlicher oder vermeintlicher Notwendigkeit, ohne dass ein Ordnungsprinzip erkennbar wäre. So sind in den letzten Jahrzehnten einst städtbildprägende und repräsentative Schmuckplätze (z.B. Schönleinsplatz, Markusplatz) geradezu geopfert und historische Straßenräume mit störendem Beiwerk verunklärt worden. Letztes Beispiel: Das überdimensionierte Geländer in der Sutte.
Bambergs Straßenbild wird sich in den nächsten Jahrzehnten auch durch die Forderung nach einer fahrradgerechten Stadt sehr stark verändern. Umso wichtiger ist ein solcher Masterplan, aufgestellt auf
der Basis einer Erhebung und Analyse des Ist-Bestands. Da dieser Plan nicht von heute auf morgen erstellt werden kann, ist es notwendig, ihn umgehend zu beschließen, auszuschreiben und zu
beauftragen.
Bis dahin sehen wir es als außerordentlich wichtig an, bei allen derzeit geplanten Maßnahmen zunächst vom teils wertvollen Bestand auszugehen und nach dem Motto „weniger ist mehr“ vorzugehen. Im
Einzelnen könnte das bedeuten, dass historisches Pflaster nicht entsorgt, sondern wiederverwendet wird. Bei der Auswahl und beim Pflanzen von Bäumen müssen historische Blickbeziehungen beachtet
werden - auch das ein wichtiger Aspekt in einer historischen Stadt. Und: die eine oder andere Maßnahme eventuell auf ein nötiges Mindestmaß reduzieren, um nicht einen Status quo zu schaffen, der nach
dem später vorliegen Masterplan unnötigerweise revidiert werden müsste.
Denkmalschutz hört nicht an den Kanten der Häuser auf, sondern betrifft natürlich auch den öffentlichen Raum. Daher müssen die Fachbehörden entsprechend eingebunden werden (z. B. Landesamt für
Denkmalpflege – Referat Städtebauliche Denkmalpflege). Bamberg ist in der glücklichen Lage, über ein in Deutschland wohl einmaliges Werkzeug verfügen zu können – dem Band I des Inventars
„Stadtdenkmal und Denkmallandschaft“. Hierin sind alle Aspekte der Stadtentwicklung beleuchtet, eine hervorragende Basis für einen Plan der Potentiale und Defizite. Ein zweiter Glücksfall sind die
Lehrstühle für Denkmalpflege und Historische Geographie an unserer Universität.
Warum also nicht die wissenschaftliche Kompetenz vor Ort nutzen?
Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg e.V.
Juli 2020
Etwa so, wie das Beispiel aus Dresden, könnte so ein Masterplan aussehen. Bei einer, vom Zweiten Weltkrieg zum Glück ungleich mehr verschonten, Welterbestadt wie Bamberg, muss der Fokus freilich noch etwas mehr auf dem Erhalt vorhandener historischer Substanz liegen, wie alter Pflaster: